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Die Geschichte des Hufschutzes

Belastungsveränderung durch den Menschen


Wenn man den zeitlichen Ablauf betrachtet, ab welchem Pferd und Mensch in Kontakt standen, lässt sich erkennen, dass die Domestikation der Pferde durch den Menschen erst verhältnismäßig spät stattfand. Zu Anfang wurden die Tiere lediglich zur Ernährung und Kleiderherstellung genutzt. Die ersten Anzeichen einer Domestikation zeigten Wandmalereien aus dem alten Ägypten. Das Verwenden der Pferde als Transport- und Fortbewegungsmittel führte dazu, dass die Menschen sehr viel mobiler und auch sanfter wurden. Das Jagen war nicht mehr überlebensnotwendig, da die Landwirtschaft eine Alternative bot, um sich zu ernähren.

Aus Jägern und Höhlenbewohnern wurden Hirten und Ackerbauern.

Doch mit der Domestizierung kam auch die Überbeanspruchung. Die erhöhte Belastung durch das Reitergewicht und stundenlange Märsche ohne Pause setzten den Tieren zu. Besonders die Hufe der Pferde hielten den langen Märschen auf hartem Boden nicht stand und das Maß des Abriebs überstieg das Hornwachstum um ein Vielfaches.

Und seit jeher hat der Mensch Wege gefunden, die natürlichen Grenzen zu überschreiten. Damals war es das Anbringen eines Hufschutzes. Im alten Rom dagegen wurden die Pferde für Pferderennen speziell präpariert mit einem Gemisch aus Wasser und Honig. Dies führte dazu dass die Schnelligkeit der Pferde gesteigert wurde, jedoch wurden die Tiere dabei auch über ihre Belastungsgrenzen hinaus getrieben. Auch heutzutage ist der Leistungsdruck ein ständiger Begleiter im Sport. Besonders Hochleistungssport hat beim Pferd, ebenso wie beim Menschen, mit Gesundheit nichts mehr zu tun. Schnelle Lösungen, wie das Hufeisen gegen den starken Hornabrieb, sind immer noch die gängigsten Methoden und Alternativen wie Hufschuhe und Klebebeschläge fanden erst in den letzten Jahren mehr und mehr Gehör. [1]


Erste Versionen eines Hufschutzes


Die ersten Aufzeichnungen eines Hufschutzes sind die des sogenannten „Solea spartea“ aus dem alten Ägypten. Es handelt sich dabei um einen Hufüberzug aus Pflanzenfasern, welcher mit Riemen am Huf und der Fessel befestigt wurde und in der Zeit von 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. zum Einsatz kam. Die Pflanzenfasern waren beispielsweise Schilf, Reisstroh oder Leder, was die Haltbarkeit des Überzugs sehr beschränkte. Um diese zu verlängern ging man dazu über die Sohle des Hufüberzugs mit Metallplatten zu verstärken. [2]


Abb. 2: „Solea spartea“ (Eine Abbildung und ein Foto eines Hufüberzugs) [3]

Die Römer entwickelten später den sogenannten „Solea ferreae“, auch als Hipposandale bekannt. Die archäologischen Funde werden meist auf das 1. - 3. Jahrhundert datiert, wobei Aufzeichnungen bereits 100 v. Chr. von Flechtsandalen mit Eisensohlen berichten. Es waren schwere metallene Sandalen aus Bronze oder Eisen, welche mit Riemen und Stricken an den Hufen befestigt wurden. Aufgrund ihres Gewichts, ungefähr 1kg pro Hipposandale, wurden sie jedoch lediglich kurzzeitig an schwierigen Wegstrecken angelegt oder während der Heilungsphase von Verletzungen. Auch verursachten die Riemen Scheuerwunden am Pferdebein und bei schnellen Ritten konnten sich die Sandalen lösen und das Pferd zum stolpern bringen.




Abb. 2: „Solea ferreae“ (Zwei verschiedene Abbildung und ein Foto einer Hipposandale) [3]

Wann tatsächlich das genagelte Hufeisen entwickelt und zur Anwendung kam ist unklar, jedoch liegt der Zeitraum irgendwo zwischen der Antike und dem 10. Jahrhundert. Das Wellenrandhufeisen ist das älteste U-förmige genagelte Hufeisen. Die charakteristische Wellenform entstand dabei durch das Einschlagen der Löcher in die Eisen. Ob die Hufeisen jedoch von den Kelten stammen oder eine Erfindung der Hunnen (Asiatisches Reitervolk) waren, ist umstritten.

Mit der Zeit hat sich aber die Schmiedekunst verbessert und die Wellenform der Hufeisen verschwand. Jüngere Funde zeigten, dass die Hufeisen nicht nur größer und schwerer wurden, sondern auch einen nahezu glatten Rand hatten. Ebenfalls hatten die gefundenen Nägel bereits die heute bekannte viereckige Form des Nagelkopfes.



Abb. 3: Wellenrandhufeisen [3]

Zeitgleich hat sich auch das arabische Hufeisen entwickelt, welches sich dadurch auszeichnet, dass es ungemein leicht ist und aus einem weichen und biegsamen Eisen besteht. Es handelt sich dabei um eine Eisenplatte mit einem Loch in der Mitte, wobei es seit der ersten Anpassung bis zur Neuzeit kaum Weiterentwicklungen gegeben hat. Der Rand des Eisens war dabei in Bodenrichtung gebogen und der hintere Rand dem Huf entgegen.


Abb. 4: Arabisches Hufeisen aus dem Mittelalter [3]

Besonders im Mittelalter hat sich der genagelte Hufschutz in Europa verbreitet und seit jeher die grundlegende Form beibehalten. So hat das spätmittelalterliche Hufeisen und das jüngere „alten deutschen Hufeisen“ in vielerlei Hinsicht noch denselben Aufbau. [3]


Verschiedene Arten des Hufschutzes


Heutzutage stehen uns nicht nur mehr Materialien zur Verfügung, sondern auch das Wissen diese anzuwenden. Auch spielt die Gesundheit der Pferde eine immer größere Rolle, da sie nicht mehr nur als Nutztiere gesehen werden. Die Anforderungen an den Hufschutz wurden also über die Jahre immer mehr spezifiziert, sodass es nicht mehr nur darum geht, den Huf vor einem übermäßigen Abrieb zu schützen, sondern auch die Gelenke zu schonen und den natürlichen Abrollvorgang des Hufes zu erhalten. Doch welcher Hufschutz ist der richtige für das eigene Pferd? Mittlerweile gibt es ja nicht mehr nur das altbekannte Hufeisen, sondern auch noch Kunststoffbeschläge, Klebebeschläge und auch Hufschuhe. Alle unterschiedlich in ihrem Aufbau und ihrer Funktion.


Hufeisen


Ein Standard Hufeisen ist U-förmig und wird in Verlängerung des Tragrandes auf den Huf genagelt. Zusätzlich zu den Löchern für die Nägel hat ein Hufeisen eine Rille, welche als Gleitschutz dient und verhindert, dass die Nagelköpfe über das Eisen hinausragen. Durch das Festnageln der Eisen wird der Huf jedoch verletzt und es besteht die Gefahr, dass Bakterien durch die Löcher in den Huf eindringen. Auch wird die Belastung auf die Strukturen der Hufe ungemein erhöht, da der natürliche Vorgang des Hufmechanismus durch die Nagelung eingeschränkt ist und das Eisen die auftretenden Kräfte nicht abdämpft, sondern verstärkt. [4]


Kunststoffbeschlag


Im Gegensatz dazu fallen bei Kunststoffbeschlägen die auftretenden hohen Belastungen weg. Das Material ist elastischer, das bedeutet es gibt nach, wenn das Pferd damit auf festem Untergrund läuft und dämpft ein wenig die Kräfte ab, welche ansonsten an die Strukturen der Hufe und Gelenke weitergegeben werden würden. Durch den erhöhten Reibwiderstand von Kunststoff, im Gegensatz zum Eisen, unterstützt der Beschlag auch den Grip der Hufe und verhindert ein mögliches Abrutschen auf eisigen Wegen.

Jedoch wird der Beschlag dennoch durch Nägel am Huf befestigt, was das Eindringen von Bakterien ermöglicht, sowie einen Teil der Kräfte direkt an die inneren Strukturen des Hufes weitergibt. [5]


Klebebeschlag


Bei einem Klebebeschlag aus Kunststoff fallen die Nachteile der Nagelung weg. Der Hufschutz ist, neben der Auftrittsfläche, mit Laschen ausgestattet, welche auf die Hufwand geklebt werden können. Klebebeschläge bestehen meist nicht nur aus einem Kunststoff, sondern aus einer Kombination von Materialien, um die Anforderungen eines Pferdehufes optimal zu erfüllen. Auch sind die Materialien des Klebebeschlags so gewählt, dass der Huf zwar vor einem übermäßigen Abrieb und einer starken Belastung der Gelenke geschützt ist, jedoch in einem geringen Maße. Sodass die natürlichen Vorgänge in einem Huf unter Belastung stattfinden und ein gesundes Hufwachstum ermöglichen. [6]


Hufschuh


Eine weitere Möglichkeit den Huf zu schützen ist der Hufschuh. Dieser ist, wie man es sich bei einem Schuh vorstellt, nicht permanent am Pferdehuf befestigt, sondern kann je nach Bedarf aus und an gezogen werden. Dementsprechend werden die Belastungen, wenn das Pferd gearbeitet wird, stark gedämpft. Die restliche Zeit des Tages läuft das Pferd aber in Barhuf Haltung.

Je nach Hersteller ist der Hufschuh etwas anders aufgebaut, jedoch sind sie meistens durch diverse Klettverschlüsse um die Hufkapsel befestigt. Sie sind meistens bis zum Kronrand geschlossen, wohingegen die Laschen der Klebebeschläge nur den halben Huf bedecken. [7]

Quellen:

  1. Ludwig Prokop. „Das Problem des Leistungsforcing im Hochleistungssport“. In: Orthopädie bei Huf- und Klauentieren (1995), S. 293-299.

  2. Imhof et. Al. „Die Geschichte des Hufbeschlags“. In: Schweizer Archiv für Tierheilkunde (2010), S. 21-29

  3. Lingens et. Al. „Die Entwicklung der Hufpflege und des Hufbeschlages von der Antike bis in die Neuzeit“. In: Pferdeheilkunde (2011), S.514-521.

  4. LUMITOS AG. Hufeisen. 2022. URL: https://www.chemie.de/lexikon/Hufeisen.html

  5. CAVALLO Magazin. Kleben statt Hufeisen. https://www.cavallo.de/medizin/was-taugt-der-hufbeschlag-zum-kleben/

  6. Martina Wimmer. HUFSCHUHPROFI. 2016. URL: https : / / www . hufschuhprofi . at / hufschuhe/

  7. https://niemerg-shop.de/epages/eb62772f-fa0b-43b9-9733-839330affcb7.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/eb62772f-fa0b-43b9-9733-839330affcb7/Products/EK-Meister-8mm

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